Die Wahl von Donald J. Trump zum neuen US-Präsidenten, und damit aller Wahrscheinlichkeit nach zum mächtigsten Mann der Welt, war sicherlich für viele ein harter Schlag ins Gesicht. Die politischen Positionen des neuen Präsidenten waren sicherlich oft radikal, um nicht zu sagen phantasievoll, ebenso wie seine unkonventionelle Art, Politik zu machen. Insbesondere geht es um seine Vergangenheit.
Unter den zahlreichen Skandalen, die Trump betreffen, scheint man bereits das Bild eines Mannes zu haben, der sich leicht und ohne besondere Skrupel in zahlreichen Grauzonen bewegt. Insbesonders seine Unternehmertätigkeit mit großem Kapital, das größtenteils von seinem Vater, seinerseits ein erfolgreicher Immobilienunternehmer geerbt wurde, brachte ihn oft in engen Kontakt mit Menschen mit zweifelhafter Moral. Es scheint nicht, dass irgendwelche Bedenken von Trump in Bezug auf diese Einzelpersonen die effektive Partnerschaft beeinflusst haben.
Nachdem er Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika geworden ist, und folglich eine Bekanntheit und ein beachtlicher Mächtiger besteht die Lösung, die der Mogul zum Schutz seines Images gewählt hat, vorwiegend darin, die Erinnerung an seine fragwürdigsten Verbidungen zu negieren oder die Zusammenarbeit zu minimieren.
Ein beispielhafter Fall betrifft den berühmten Bau des Trump Tower auf der Fifth Avenue im Big Apple, der vom New Yorker Journalisten Wayne Barrett als “Bauwerk der Mafia” bezeichnet wurde. Die Schwere dieser Vorwürfe bedarf einer tiefgründigeren Analyse ihrer Beweggründe und ihrer Geschichte, die diesen gigantischen Wolkenkratzer umgibt, der auch mit seinem Prunk und seinen Ausmaßen aus der New Yorker Skyline hervorsticht. Vom Baumaterial des Trump Towers bis hin zur Beschäftigung von polnischen Arbeitern ohne regulären Arbeitsvertrag scheint die organisierte Kriminalität eine bedeutsame Rolle gespielt zu haben. Zunächst einmal muss man versuchen, die Entscheidungen zu erklären, die unerklärlich erscheinen.Der Wolkenkratzer wurde aus Beton gebaut, obwohl Stahl billiger und leichter gewesen wäre. Der Pulitzer-Preisträger David Cay Johnston hat einen Artikel veröffentlicht, in dem er 21 offene Fragen an Donald Trump stellt. Eine dieser ist: “Weshalb haben Sie Zement anstatt des tradizionellen Stahls (für den Bau der 58-stöckigen Trump Towers) verwendet?”. Obwohl sich Trump immer geweigert hat zu antworten, scheint es, als würden Trumps Kontakte zu den operativen Mafiakreisen in New York, welche zu dieser Zeit die Betonindustrie beherrschten, Licht ins Dunkel bringen. Dies hätte folglich zu dieser Materialwahl geführt. Insbesondere wurde der Zement bei der Firma S&A Concrete gekauft, die auch für den Bau verantwortlich gewesen war. Die Firma gehört Paul Castellano, der Familie Gambino und Anthony “Fat Tony” Salerno, der Familie Genovese, prominente Vertreter des organisierten Verbrechens in New York. Dies gewährleistete Trump den zügigen Bau seines Hochhauses ohne Hindernisse und vorallem ohne Streiks. Und so war es.
Die Beziehungen waren ziemlich eng mit dem Mafia-Gewerkschafter John Cody, der 1983 eine fünfjährige Gefängnisstrafe wegen Erpressung und Mafia-Einschüchterungen verbüßt hat. Trump wurde beschuldigt, der Liebhaberin von Cody eine der Wohnungen im Trump Tower zu einem sehr erschwinglichen Preis verkauft zu haben. Im Gegenzug dazu wurde ihm der Erhalt der Ordnung zwischen den Arbeitern während des Baus garantiert.
Die Kommunikation zwischen Trump und Cody lief größtenteils über den Anwalt des Moguls Roy Cohn. Letzerer, ein Weltmann mit nützlichem Wissen und dubioser Moral, wäre ein weiterer wesentlicher Mosaikstein, um das Verhältnis zwischen Trump und der organisierten Kriminalität New Yorks zu ergründen. In der Tat waren zwei weitere Kunden des Anwalts die bereits zitierten Mafiosi des Baus Anthony “Tony” Salerno und Paul Castellano. Die Schwere dieser Kontakte und die aktive Zusammenarbeit werden auch durch das Verhalten von Trump verschlimmert, der nach Barrett nicht gezwungen gewesen wäre die Mafia zu begünstigen, obwohl er sogar “enthusiastisch” gewesen war. In seinem Buch “The Art of the Deal”, rühmt sich Trump sogar damit, dass es ihm bei der Eröffnung seines Casinos in Atlantic City, gelungen ist, die für die Kontrollen zuständigen Justizbehörden davon zu überzeugen, seine Vergangenheit nicht länger als sechs Monate zu erforschen.
In der Geschichte des Weißen Hauses gibt es keinen Präsidenten, der an Trumps Rekord an dubiosen Kontakten heranreicht. Nach Ansicht des Historikers Douglas Brinkley, ist der Einzige, der an dieses Niveau herankommt Warren G. Harding, der zwischen 1921 und 1922 in den Korruptionsskandal “Teapot Dome” verwickelt war, der letztendlich den Innenminister ins Gefängnis gebracht hat. Aber entscheidend ist, dass es sich in diesem Fall um eine Besorgnis erregende Korruption und nicht um die Mafia gehandelt hat.
Die Frage, die nun bleibt: Was tun? Die vier Jahre Amtszeit des Präsidenten scheinen länger als je zuvor. Aber die Zivilgesellschaft hat die Pflicht, sich selbst zu informieren und das Handeln des Präsidenten zu kontrollieren. Die Macht der öffentlichen Meinung muss sich gerade bei diesen Gelegenheiten beweisen – mit einem Stift, nicht mit Gewalt.