Bayern ist ein Bundesland, das sich gerne als Muster-Bundesland versteht: geordnete Verhältnisse, wirtschaftlich stark, traditionell und doch modern. Da passt es nicht unbedingt ins Bild, dass sich in Bayern schon seit Jahrzehnten die Mafia festgesetzt hat. Eine gut besuchte Podiumsdiskussion in München ging der Frage nach der Mafia in Bayern auf den Grund.
Die Mafia und Bayern, das ist ein Thema, was polarisiert. Dementsprechend gut besucht war die Veranstaltung. Fast alle Plätze des Veranstaltungssaals im Eine-Welt-Haus waren besetzt, als die Organisatorin und Moderatorin des Abends, Carmen Romano von der Georg-von-Vollmar-Akademie in Kochel, nach einer kurzen Ansprache den Diskutanten auf dem Podium das Wort erteilte.
Mario Huber, Leiter der Abteilung für Organisierte Kriminalität beim Bayerischen Landeskriminalamt, legte in einem interessanten Vortrag einige Fakten dar: Rund hundert polizeibekannte Mafiosi gebe es in Bayern, sie fielen jedoch nicht durch kriminelle Aktivitäten auf. Es gebe historisch bedingt Ballungsräume, München sei einer, das Allgäu ebenfalls. Dies sei historisch bedingt, weil in diese Gegenden viele Gastarbeiter aus Italien gezogen waren und mafiöse Strukturen importiert hatten. Bayern sei ein Rückzugsraum, sagte Huber, aber auch ein Investitionsraum für die italienische Mafia.
Laura Garavini, Abgeordnete für den Partito Democratico im italienischen Parlament, wies auf die Bedeutung der deutsch-italienischen Zusammenarbeit hin. Garavini ist Expertin für den Kampf gegen die italienische Mafia, sie ist schon die zweite Legislaturperiode Mitglied im Antimafia-Ausschuss des Parlaments. Italien habe mehr Erfahrung mit der Mafia und deshalb sehr gute Rechtsinstrumente entwickelt, die auch für Deutschland gut funktionieren würden. Sie würdigte auch die Rolle der europäischen Kommission, die eine Harmonisierung der Gesetze in Europa und Verbesserungen im Kampf gegen die Organisierte Kriminalität anstrebe. Natürlich sei auch das zivilgesellschaftliche Engagement wichtig, sagte Garavini, die nicht nur Politikerin, sondern auch Ehrenvorsitzende von mafianeindanke e.V. ist.
Sandro Mattioli, Reporter und Autor mit Mafia-Schwerpunkt und Vorsitzender von Mafia? Nein, Danke! e.V. begann sein Statement mit einer langen Liste von bayerischen Städte- und Ortsnamen, in denen die Mafia laut Polizeidokumenten vertreten war bzw. ist. Die Orte verteilen sich über ganz Bayern. Er wies auf zwei Probleme hin, die für ganz Deutschland gelten: Aus dem Sechsfach-Mord von Duisburg hätten die Mafiosi gelernt, sie blieben nun maximal unauffällig und nutzten Deutschland hauptsächlich für den Drogenhandel und Geldwäsche. Oft hätten sie dabei einheimische Partner, beim Drogenhandel wie für die Geldwäsche. Zudem seien Geldflüsse nach Deutschland nur schwer nachzuvollziehen, ihre kriminelle Herkunft ließe sich einfach verschleiern. Da zudem die Mitgliedschaft in der Mafia nicht strafbar sei, fehle es in Deutschland an Zugriffsmöglichkeiten.