Schutzgeld-Rebellion in Palermo

In Bagheria bei Palermo haben Unternehmer die Schutzgeldzahlung verweigert und ihre Erpresser angezeigt.

Bagheria ist eine Kommune wenige Kilometer im Osten von Palermo und wie andere Stadtteile ein Hotspot der Cosa Nostra. In der vergangenen Woche hat es die Gemeinde weltweit in die Schlagzeilen gebracht: weil sich Geschäftsleute der Stadt erstmals gegen die Mafia wehren, gegen Schutzgeld nämlich.

36 Unternehmer, Händler und Geschäftsleute haben den Sicherheitsbehörden endlich etwas bestätigt, was diese zwar ahnten oder sogar wussten, aber wofür sie eben keine Beweise hatten: nämlich dass die Geschäftsleute in Bagheria Schutzgeld an die Cosa Nostra bezahlen, den so genannten Pizzo. In einer Nacht Anfang November erlebte Bagheria eine gewaltige Razzia: 22 mutmaßliche Mafiosi wurden festgenommen, viele davon Getreue von Bernardo Provenzano, dem inhaftierten Boss, der hier in Bagheria in den Untergrund gegangen ist (allerdings 2006 festgenommen wurde). Manche Geschäftsleute haben sich tief verschuldet, um ihre finanzielle Unterstützung für die Mafia leisten zu können. Einer musste deshalb ein Haus verkaufen. Dass sich so viele Unternehmer gegen den Pizzo stellen, hat es in Bagheria noch nie gegeben. Wie erfolgreich das gehen kann, zeigt seit Jahren die Initiative Addio Pizzo in Palermo, ein Verein, der all seine Mitglieder verpflichtet, Schutzgelderpressungsversuche sofort anzuzeigen, ihnen dafür aber auch Unterstützung im Schadensfall zusichert.