Korruption ist weltweit ein gigantisches Problem. Allein innerhalb der EU werden die jährlichen Kosten von Korruption auf bis zu 990 Milliarden Euro geschätzt. Und selbst die niedrigste Schätzung rechnet immer noch mit einem Schaden von 179 Milliarden Euro. Weil oft auch Organisierte Kriminalität Korruption als Mittel nutzt, hat mafianeindanke ein Projekt angeschoben, YouMonitor, dass neue Wege im Kampf gegen Korruption geht. Ende Oktober (25.-29.10.2021) fand das erste You-Monitor-Training in Turin statt, bei dem alle sieben Partnerorganisationen des Projekts aus Frankreich, Italien und Deutschland, unterstützt durch engagierte externe Jugendarbeiter*innen, zusammenkamen. Ziel des Treffens war es, gemeinsam den ersten Teils des Materials fertig zu stellen.
Das Projekt You Monitor ist eine von Erasmus+ finanzierte strategische Partnerschaft, bei der mafianeindanke der leitende Partner ist. Es startete im Dezember 2020 und läuft bis Januar 2023. Ziel ist es, neue pädagogische Instrumente zu schaffen, für Menschen, die mit jungen Menschen arbeiten. Diese Instrumente sollen ihnen dabei helfen, diese hinsichtlich der Themen Korruption, Machtmissbrauch und Interessenkonflikte zu sensibilisieren und ihnen dann konkrete Mittel an die Hand geben, damit sie zu Protagonisten im Bereich des „civic monitoring“ werden.
Worum geht es genau? Die Theorie der „monitory democracies“ wurde von dem australischen Politikwissenschaftler John Keane geprägt. Keanes Theorie stellt die Rolle der Bürger*innen in den Mittelpunkt des Funktionierens moderner Demokratien, die sich in unterschiedlichen Formen und Konstellationen an der Festlegung, Beobachtung und Durchsetzung öffentlicher Normen und ethischer Regeln beteiligen können und sollten, um Korruption oder unangemessenes Verhalten von Entscheidungsträgern zu verhindern. Das außerdem nicht nur im Bereich der Politik und der öffentlichen Verwaltung, sondern auch in einer Vielzahl von anderen Feldern. Das Projekt You Monitor orientiert sich an den Theorien von John Keane und den Erfahrungen der „Scuola Common“. Es fördert diese Form des monitoring von unten nach oben und versucht, sie Jugendliche zugänglich zu machen, indem ihnen und ihren youth workers Instrumente an die Hand gegeben werden, mit denen sie einzeln und in Gruppen zu wichtigen Themen wie Umwelt und europäischen Fonds aktiv werden können.
Das Training in Turin fand etwa nach der Hälfte der Projektlaufzeit statt und war die ideale Gelegenheit, die im Jahr 2021 geleistete digitale Arbeit in Gruppen zu bewerten und zu testen. Die Erfahrung, Aktivist*innen und Jugendarbeiter*innenzusammenzubringen, erwies sich als noch interessanter und anregender als erwartet! In fünf sehr intensiven Tagen wurden die im Laufe des Jahres entwickelten Texte und Aktivitäten vorgestellt und verfeinert. Einige Teile wurden vereinfacht, andere besser erklärt, einige methodische Ansätze verstärkt, und das alles im Rahmen einer unterhaltsamen und internationalen Zusammenarbeit. Die rund 30 Teilnehmenden aus Frankreich, Italien und Deutschland arbeiteten an einem Dokument, welches nach der Übersetzung in vier Sprachen veröffentlicht werden soll. Unter anderem mussten nicht nur verschiedene Betrachtungen der einzelnen Fachrichtungen, wie Soziale Arbeit, Soziologie, Lehramt u.a. miteinander koordiniert werden, sondern auch unterschiedliche Ansätze der politischen Bildung in den jeweiligen Ländern. Es war auch sehr interessant, die italienischen Teilnehmer*innen der Scuola Common zu treffen, die sich freiwillig zur Verfügung stellten, um die vorgeschlagenen Methoden zu testen.
Erweitert wurde das Seminar durch drei Dozent*innen aus Italien, Argentinien und Australien – darunter auch der oben genannte John Keane – die via Skype über ihre Studien und Projekte berichteten, die sich inhaltlich mit Entscheidungsprozessen von demokratischen Gesellschaften, insbesondere während der Covid-19-Pandemie, auseinandersetzten.
Das Projekt wird nun einige Monate lang in digitaler Form fortgesetzt, während wir auf das nächste Teamtreffen in Marseille und vor allem auf das zweite und letzte Training warten, das im Juli 2022 in Berlin stattfinden wird. Die Materialien werden bald übersetzt und für alle zugänglich gemacht! Bleiben Sie auf den sozialen Medien des Projekts auf dem Laufenden: @youmonitorproject