Mafia-Aktivitäten in Österreich & der Schweiz (Jan-Juni 2023)

DIA

Im Juni 2024 hat das italienische Antimafia-Kriminalamt Direzione Investigativa Antimafia (DIA) seinen Bericht über das erste Halbjahr 2023 veröffentlicht. Darin beschreibt und analysiert es seine Ermittlungen und deren Ergebnisse im Berichtszeitraum. Neben umfangreichen Kapiteln über die Aktivitäten der einzelnen Mafia-Organisationen in den italienischen Regionen gibt es auch Kapitel über deren Tätigkeiten im Ausland. Um die Informationen des DIA-Berichts der deutschsprachigen Öffentlichkeit zugänglich zu machen, übersetzen wir seit Anfang 2023 die Kapitel über Deutschland sowie Österreich und die Schweiz und veröffentlichen sie auf unserer Webseite. Dieses Mal kommt noch die Beschreibung der internationalen Großoperation Eureka dazu. Der 376 Seiten starke Originalbericht auf Italienisch ist auf der Webseite der DIA erhältlich.

„Die ‘ndrangheta stellt zunehmend eine besondere Bedrohung für die wirtschaftliche & demokratische Ordnung dar“, unterstreicht die Antimafia-Behörde DIA. Sie sei bestens ausgestattet, modern, vielseitig.

Schweiz

„Dank ihrer florierenden Wirtschaft und der Möglichkeiten, die das Bankensystem bietet, ist die Schweiz für die kriminellen Mafia-Organisationen zu einem der bevorzugten Ziele für den Transfer ihres Vermögens geworden.

Am 22. März 2023 ordnete das Berufungsgericht von Bologna in einem Verfahren gegen einen dem Clan GRANDE ARACRI nahestehenden Bauunternehmer, der für den Clan in der Schweiz Geld gewaschen hatte, die endgültige Einziehung seines Vermögens an.“

Österreich

Österreich spielt eine Schlüsselrolle im illegalen Handel, der insbesondere von kriminellen Organisationen aus den Balkanländern betrieben wird. Dort hat man den Transit von Heroin-Ladungen und von Produkten auf der Basis von Opium und Cannabis registriert, was häufig von kriminellen Organisationen aus den Balkanländern, insbesondere aus Serbien, gemanagt wird. Bezüglich der italienischen OK verzeichnet man keine dauerhaft verwurzelten Präsenzen, aber bestimmte Gruppen, insbesondere aus Kalabrien, sind in Österreich mit Aktivitäten wie Geldwäsche und der Neuanlage illegaler Gelder beschäftigt.

Am 18. Mai 2023 wurde die präventive Maßnahme der Vermögensbeschlagnahme, die vom Gericht in Reggio Calabria gegen zwei Unternehmer aus Reggio Calabria angeordnet worden war, durchgeführt. Diese waren hauptsächlich im Bereich der Glücksspiele und Wetten tätig. Die beiden Angeklagten waren im Rahmen der Operation “Galassia” aufgetaucht, bei der ein raffiniertes und hochprofitables kriminelles System entdeckt wurde, das auf die illegale Annahme von Online-Wetten abzielte und seine Entscheidungs- und Betriebsbasis in Reggio Calabria hatte. Es gab auch Ableger im Ausland, zu denen Unternehmen mit Sitz in Malta, Rumänien, Österreich und Spanien die Verbindung herstellten.

Diese Unternehmen hätten durch ein “wasserfallartiges“ Gewinnsystem operiert, vom sog. „Master“, der den Platz an der Spitze der Pyramide hatte und der gleichzeitig Promoter der Organisation war, bis zum Endnutzer, dem finalen Spieler. Die genannte Vereinigung hätte Verbindungen zur ‘Ndrangheta gehabt, der sie einen Teil der Erträge im Austausch für Schutz und Verbreitung der Marke im Netz und in lokalen Geschäften garantierte. Schließlich hätten die Mafia-Stützpunkte die eingenommenen Beträge an die Geschäftsleitung der im Ausland ansässigen Vereinigung überwiesen, und sie so der italienischen Steuerpflicht entzogen. Was die Unternehmen mit Sitz in Österreich und Malta betrifft, so hätten sie de facto in Italien durch eine stabile Organisation operiert, die aus mehreren Geschäften bestand, die über das Land verteilt waren und sich der Annahme von Wetten und Glücksspielen widmeten. Dies erfolgte über nicht autorisierte Seiten im Internet, einschließlich derjenigen, die von den genannten Personen betrieben wurden.“

Foto: Direzione Investigativa Antimafia