Die Antimafia-Karawane machte Halt in Berlin

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Die Carovana Internazionale Antimafie ist, so ihre Selbstbeschreibung, eine “große reisende Werkstatt, national und international, die das Territorium sozial animiert”. Am Abend des 15 Oktober kam diese Werkstatt nach Berlin, direkt aus Mulhouse, wo sie zuvor Halt gemacht hatte – etwas müde, aber zufrieden mit dem bisher Geleisteten.

Mit in der Werkstatt war auch Salvatore De Siena, Sänger der Gruppe “Il parto delle nuvole pesanti”, mit der er auch einen Dokumentarfilm gedreht hat mit dem Titel “Terre di Musica”. Das Projekt will die Zivilgesellschaft für Demokratie und Legalität sensibilisieren und dafür, dass von der organisierten Kriminalität beschlagnahmtes Kapital (Geld, Immobilien, Ländereien etc.) eine wichtige Ressource für Staaten darstellen.

Am Morgen des 16. Oktober hatte die Karawane im Albert-Einstein Gymnasium in Berlin-Neukölln einen Halt eingelegt und den Schülern Teile des Dokumentarfilms gezeigt. Am Abend dann war der ganze Film am Sitz des Berliner deutschitalienischen Onlinemagazins Cacio&Pepe zu sehen, dem Kooperationspartner von mafianeindanke e.V. für diese Veranstaltung.

Auch wenn es ein komplexes Thema ist, das die Karawane für ihre diesjährige Tour gewählt hat, das Konzept der Peripherie, so war der Vortrag die Schüler doch interessiert, wie sich auch an den gestellten Fragen und vor allem der Diskussion um den Begriff „Peripherie“ zeigte.

Auch das Anschauen einer Ausstellung mit Bildern zum Thema war Teil des Programms. Dabei entwickelte sich ein spannendes Gespräch über die Definition des Konzepts „Peripherie“, vor allem vor dem Hintergrund, dass in Deutschland und in Berlin der lokale und soziale Kontext sich stark von dem italienischen unterscheidet, die Peripherien hierzulande wie dort aber auch Gemeinsamkeiten haben.

In der Folge entwickelte sich ein reges Gespräch über die Wahrnehmung der Schüler und Lehrer von Organisierter Kriminalität, es ging aber auch um Grundsätzliches wie Ethik und das Konzept einer “Kultur der Legalität”. Für die Betreuer von mafianeindanke e.V. gab dieses Gespräch den Anstoß zu einem wöchentlichen Nachmittagsprogramm für die Schüler, wo diese Themen vertiefend behandelt und mit einer benoteten Arbeit abgeschlossen werden.

Auch nach der Filmvorführung am Abend entwickelte sich eine Diskussion, auch hier ging es wieder um die Wahrnehmung der Mafia in Deutschland. Interessant dabei war zu beobachten, wie die Herkunft die Wahrnehmung der Mafia beeinflusst: rund die Hälfte der etwa 50 Besucher hat deutsche Wurzeln, die andere Hälfte italienische.

Dazu trägt auch das bei, was der Film im Detail zeigt, nämlich wie die Arbeit auf Gütern, die Mafiaclans gehörten und dann beschlagnahmt wurden, Teil des täglichen Lebens in vielen Gegenden Italiens wird und damit für die so genannte Zivilgesellschaft wichtig. Die Beschlagnahme wird dank der Verwendung für soziale Zwecke somit zu einem Rechtsinstrument, das nah an der Bevölkerung ist. Im Übrigen wäre diese Situation auch auf Deutschland übertragbar. Nicht nur könnte man in Pizzerien, die für die Geldwäsche benutzt wurden, inklusive Betriebe installieren; auch die Beschlagnahme rechtsradikalen Eigentums und die soziale Wiederverwendung von Villen etc. ist denkbar.

Zurück zum Karawanen-Abend: Aus genau diesem Grund muss der Einsatz für eine Verbesserung der Rechtslage, wie sie von der Europäischen Kommission betrieben wird, auch für die Zivilgesellschaft ein wichtiger Punkt sein: für Schulen, für Vereine und andere Einrichtungen.