Ein Bericht von Corinna Violetta Kolonko
Es war in der Nacht vom 14. auf den 15. August 2007, als sechs Männer vor dem Restaurant „Da Bruno“ in Duisburg erschossen wurden. Als ich am Morgen davon erfuhr, berichteten bereits alle Nachrichtensender über das Attentat, dessen Hintergrund eine Fehde zweier verfeindeter Familien der Mafia-Organisation ‘Ndrangheta war.
Es war das erste Mal, dass die italienische Mafia hierzulande so offensichtlich in Erscheinung trat und erstaunte auch mich. Ich wusste von dem Phänomen „Mafia“, hatte mich aber nie näher damit befasst – bis zu jenem Tag. Ich konnte nicht verstehen, wie etwas, das man nur aus Hollywood, Büchern und Erzählungen kannte, hierzulande plötzlich so sichtbar und ganz real wurde. Vor allem konnte ich nicht verstehen, dass so ein schönes Land, wie Italien, so ein grauenhaftes Problem haben konnte. Und dass dieses auf einmal nun auch hier auftauchte. Mein Interesse war geweckt.
Wenig später sollte ich ein Thema für meine 5. Prüfungskomponente im Abitur wählen. Für mich war sofort klar, dass ich dafür die italienische Organisierte Kriminalität näher betrachten möchte und begann, sämtliche Bücher und Artikel, die sich mit dem Problem befassten, zu verschlingen. Seit jeher beschäftige ich mich mit dem Thema.
Nach dem Abitur begann ich mein Studium an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ich studierte im Bachelor „Italienische Philologie“ und wurde eines Tages im Institut für Romanistik auf einen Flyer, von einer Veranstaltung über die Organisierte Kriminalität, aufmerksam. Dort traf ich auf den Verein „Mafianeindanke“ und schloss mich den Aktivist*innen an. Es folgte eine Bachelorarbeit über die italienische Organisierte Kriminalität, sowie eine Studienreise in eine Mafia-Hochburg nähe Neapels und nun meine Masterarbeit, die sich ebenso mit dem Thema befasst. Dieses Mal liegt der Fokus aber auf der Anti-Mafia-Bewegung. Denn ohne sie hätte die italienische Mafia ein noch viel leichteres Spiel.
Der 15. August 2007 hat mir die Augen geöffnet und mich sensibilisiert. Ich wünschte, das Attentat würde auch anderen Menschen noch präsenter in Erinnerung sein. Denn die Bedrohung ist noch immer da. Auch wenn die italienische Organisierte Kriminalität hierzulande keine ähnlichen Gewalttaten mehr begangen hat, so ist sie doch eifrig zugange, wie der Erfurter Mafia-Untersuchungsausschuss oder der Pollino-Prozess in Düsseldorf zeigen.