Nürnberg: Mafia – ein italienisches Problem? 

Mnd In Nürnberg 2024.03

Am 2. März 2024 fand in Nürnberg eine Veranstaltung mit dem Titel “Mafia – ein italienisches Problem?” statt. Die italienische Mafia agiert auch in Deutschland. Leider bekommt dieses Thema nur selten mediale Aufmerksamkeit. Dabei wird Deutschland oft als “Waschmaschine Europas” bezeichnet. Grund hierfür ist u.a., dass es hier keine Bargeldobergrenze gibt, was es für die Mafia attraktiv macht, große Mengen an illegal erworbenem Geld in der Bundesrepublik zu waschen. Im letzten Jahr haben kriminelle Organisationen schätzungsweise 100 Milliarden Euro in Deutschland gewaschen. Die italienische Mafia hatte hier einen großen Anteil. Über 1.000 Mitglieder der italienischen Mafia leben laut dem Bundesinnenministerium aktuell in Deutschland. 

Über das Agieren der Mafia in Deutschland diskutierten Giuseppe Lumia (ehemaliger Präsident der italienischen Anti-Mafia-Kommission), Sandro Mattioli (Autor und Vorsitzender des Vereins Mafianeindanke), Elio Sanchez (Mitglied der Giovani Democratici Sardinien) und Samuel Herrmann (Innenpolitischer Sprecher der Jusos Bayern) gemeinsam mit Giusi Fisichella (stv. Vorsitzende der Jusos Nürnberg), welche die Veranstaltung moderierte. Die Veranstaltung wurde bilingual (Deutsch-Italienisch) durchgeführt. 

Zunächst wurde der Begriff Mafia durch Giuseppe Lumia erläutert. Er bezeichnete diese als “integriertes, lokales und globales Machtsystem”. Die Mafia sei auch eine Art “Pseudokultur”, welche auf die systemische Ausübung von Gewalt und Einschüchterung, auf Omertá (Geheimhaltung) und auf der Umwandlung von Rechten in Gefälligkeiten gründet. Samuel Herrmann erklärte den Begriff der Geldwäsche und welche Behörden bei der Bekämpfung dieser involviert sind. Sandro Mattioli schilderte die Situation in Deutschland. Er erklärte, dass die Mafia auch in Deutschland agiert und dass es hier im Vergleich zu Italien zu wenig passende Gesetze zur Bekämpfung von kriminellen Organisationen gibt. Als Beispiel wurde u.a. die Beweislastumkehr genannt. In Italien müssen die Beschuldigten die legale Herkunft der Vermögenswerte nachweisen, in Deutschland müssen die Ermittlungsbehörden beweisen, dass das Geld eine illegale Herkunft hat. Darüber hinaus gibt es zu wenig spezialisiertes Personal bei den zuständigen Behörden, welche die organisierte Kriminalität bekämpfen soll. Dies erschwert die Bekämpfung von kriminellen Organisationen erheblich. Das Publikum diskutierte aktiv mit und stellte zahlreiche Fragen. Sandro Mattioli empfahl auf Nachfrage die Homepage www.legalundlecker.de. Hier kann man Produkte erwerben, die in Italien von Antimafia-Organisationen hergestellt werden, beispielsweise auf von Mafiosi konfiszierten Gütern. Darüber hinaus kann man sich beim Verein Mafianeindanke proaktiv einbringen und engagieren, entweder mit einer Spende an den Verein oder mit der Kontaktaufnahme mit einer der Regionalgruppen.  

Die Anti-Mafia-Veranstaltung hat die Dringlichkeit unterstrichen, die Bekämpfung der Mafia in Deutschland zu verstärken und angemessene Maßnahmen zu ergreifen, um dieser abstrakten Bedrohung wirksam zu begegnen. Es ist wichtig, den Kampf gegen die Mafia und die organisierte Kriminalität im Allgemeinen zu verstärken, um zu verhindern, dass die Mafia die Wirtschaft und die Gesellschaft in Deutschland unterwandert. Ein erster Schritt wäre, sich dieses Problems bewusst zu werden und ihm sowohl gesellschaftlich als auch politisch mehr Aufmerksamkeit zu schenken.  

Am Ende der Veranstaltung war die Antwort eindeutig: Die Mafia ist auch ein deutsches Problem!