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Buchpremiere Germafia
5. Mai 2024 @ 19:30 – 22:00
Sandro Mattioli, der Vorsitzende von mafianeindanke e.V., erzählt in seinem Buch “Germafia” von einer besonderen Freundschaft, nämlich die zu dem ehemaligen Mafiaboss Luigi Bonaventura. Der ehemalige Clanchef kooperiert seit seinem Ausstieg mit 17 Staatsanwaltschaften in und außerhalb Italiens und sagt gegen seine ehemaligen Kollegen aus. In “Germafia” beleuchtet Mattioli vor allem die Aktivitäten der ‘ndrangheta in Deutschland, enthüllt, wie nachlässig manche Behörden auf die große Gefahr durch Mafia-Präsenzen reagieren und streicht vor allem auch das wichtige Engagement des Vereins mafianeindanke heraus. Der Verein hat bereits einige wichtige Erfolge erzielt, blieb aber trotzdem allzu oft unbemerkt.
Am 5. Mai, einen Tag vor der Veröffentlichung, feiert das Buch von 19:30 an Premiere im wunderbaren Gartenlokal Bornholm’s in Berlin. Der Eintritt ist frei. Wer will, kann noch vor dem offiziellen Verkaufsstart am 6. Mai ein Buch aus einem begrenzten Kontingent erwerben.
GERMAFIA
Anders als in ihrem Herkunftsland töten die Clans der italienischen Mafia hierzulande nur selten. Sie bleiben nahezu unsichtbar. Ihre Waffe ist Geld, ihr Ziel die gesellschaftlichen Institutionen. Gerade deswegen bilden sie ein immenses Risiko für ganz Europa, zeigt der Journalist Sandro Mattioli in seinem neuen Buch „Germafia. Wie die Mafia Deutschland übernimmt“. Mattioli hat sich vor vielen Jahren auf den Weg gemacht, um die große Gefahr zu ergründen, die von Mafiaclans in Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgeht. Aus zahlreichen Gesprächen mit Betroffenen, Mafia-Aussteigern, Polizisten und Staatsanwälten weiß der Journalist und Mafia-Experte, dass die Mafiosi das „ahnungslose Deutschland“ als ihre Beute sehen und längst begonnen haben, Gesellschaft, Wirtschaft und Politik gezielt zu unterwandern.
Ein enger Weggefährte und Freund Mattiolis wurde dabei Luigi Bonaventura, ein ehemaliger Clan-Boss der derzeit mächtigsten Mafia: der kalabrischen ‘ndrangheta. Heute sagt der Ex-Mafioso als Kronzeuge gegen seine einstigen Partner aus. Auf ihrer gemeinsamen Mission sind Mattioli und Bonaventura in Antimafia-Vereinen aktiv, um die Menschen für die Gefahr zu sensibilisieren: Nicht nur die Politik, sondern die gesamte Zivilgesellschaft wird benötigt, um die Bedrohung durch die Organisierte Kriminalität zurückzudrängen. Von diesem Kampf, von einer unglaublichen Freundschaft und davon, wie er die Mafia an Orten fand, wo niemand sie vermuten würde, erzählt Mattioli in diesem augenöffnenden Buch.
Aus dem Buch
Am Abend suchte ich vor meiner Unterkunft in den Bergen Ruhe. Hier oben war die Luft frischer als unten in der Stadt, wo das Meer nicht fern war. Der Kerl war mir sympathisch. Durfte das sein? Ich war verwirrt. Von der Hand, die Luigi mir hingestreckt hatte, hatte er einst fremdes Blut gewaschen. Auch für ihn musste dieser Tag verwirrend gewesen sein, war er doch erzogen worden, über die Mafia zu schweigen, und jetzt tat er genau das Gegenteil.
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Als Gesamtzahl aller Mitglieder von Gruppen der Italienischen Organisierten Kriminalität in Deutschland ergeben sich für das Jahr 2022 genau 1003 Personen: eine Rekordzahl! Wir tendieren dazu, die ‘ndrangheta als etwas Statisches wahrzunehmen. Doch das ist falsch, sie ist eine Organisation in konstantem Wandel. Dieser Wandel liegt in verschiedenen Motiven begründet: in einer gewollten Anpassung an sich verändernde Gegebenheiten, an neue Gesetze, neue Geschäftsfelder oder aus geostrategischen Überlegungen. Dazu kommen nicht geplante Veränderungen, neue Clans, die entstehen, etablierte Clans, die ihre Aktivitäten einstellen. Der italienische Staatsanwalt Giuseppe Lombardo sagte einst: „Das Problem ist nicht, die Mitglieder zu zählen. Das Problem sind die, die von den Mafiosi profitieren.“
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Für eines unserer Treffen hatte Luigi eine Ladung rausgesucht und legte sie vor mir auf den Tisch. „Staatsanwaltschaft Stuttgart“ stand oben auf dem Briefbogen: die Stadt, in der ich damals lebte. Es war die kürzeste Vernehmung, die er je erlebt habe, sagte Luigi.