Jedes Jahr am 21. März ist der Gedenktag für die unschuldigen Opfer der Mafia. Dieses Jahr wurde der Gedenktag zum ersten Mal auch in Berlin begangen. Austragungsort war das Brandenburger Tor, das wohl bekannteste Symbol der Stadt. Die Teilnehmer haben sich nach Aufrufen aus Italien und zahlreichen anderen europäischen Ländern versammelt, um den unschuldigen Opfern der Mafia zu gedenken. Ein starkes Signal aus Europa und für Europa, das sich endlich auch außerhalb der Grenzen Italiens vernetzt im Kampf gegen die Mafia zeigt. Eine Antimafia-Bewegung, die immer mehr international aufgestellt ist, um gegen ein Phänomen anzugehen, das seit Jahrzehnten international organisiert ist.
Die Initiative wurde vom Verein Mafia? Nein, danke! e.V. organisiert, der mit der italienischen Antimafia-Vereinigung Libera bereits bei zahlreichen Projekten und Veranstaltungen zusammengearbeitet hat. Nach einer kurzen Einführungsrede wurden die Namen der Mafiaopfer abwechselnd von Deutschen und Italienern in beiden Sprachen verlesen. Der zentrale Austragungsort der Veranstaltung sorgte dafür, dass viele Passanten neugierig stehen blieben und nach näheren Informationen fragten – darunter auch ein paar quirlige italienische Schulgruppen, die sich auf Klassenfahrt in der deutschen Hauptstadt befanden.
Das Verlesen der Namen war bewegend und sehr ergreifend: Der Fluss an Namen wurde nur durch das gelegentliche Erzählen der Lebensgeschichte einiger der Opfer unterbrochen. Wie zum Beispiel der von Giuseppe Letizia, der 1983 mit nur 13 Jahren getötet wurde, weil er als Zeuge des Mordes von Placido Rizzotto unbequem war; oder Francesco Imposimato, der von der Mafia 1983 ermordet wurde, um seinen großen Bruder – einen Richter – einzuschüchtern. Oder Lea Garofalo, eine mutige Frau, die von Ihrem ehemaligen Lebensgefährten (von dem Sie auch ein Kind hatte! ) getötet wurde, weil Sie zur „pentita“, Kronzeugin, gegen die ‘Ndrangheta geworden war.
Die Veranstaltung wurde von der italienischen Botschaft in Berlin unterstützt. Auch der italienische Fernsehsender RAI war vor Ort und drehte einige kurze Videos, die in den Nachrichten gezeigt wurden. Weitere lokale Medien waren anwesend. Besonderer Dank gilt auch Berlino Magazine, Il Mitte, Berlin 24 Network, dem Blog Italiani a Berlino und Radio Colonia, die die Veranstaltung vorab bekannt gemacht haben.
Dieses Jahr wurde von der italienischen Abgeordnetenkammer außerdem endlich grünes Licht dafür gegeben, den 21. März offiziell zum Gedenktag für die unschuldigen Opfer der Mafia zu ernennen. Auf Initiative von Libera und Avviso Pubblico wird der Tag bereits seit 1996 jährlich gemeinsam mit den Hinterbliebenen der Opfer begangen.