Im Lauf der 1970er-Jahre entdeckten die Mafia-Organisationen einen Markt, der Profite versprach wie kein anderer zuvor: der der illegalen Drogen. Vor allem mit Kokain erlösen die Clans seitdem unvorstellbare Kapitalmassen. Nachdem sie anfänglich nur als Verteiler harter Drogen fungierten, nahm vor allem die ‘ndrangheta schließlich direkten Kontakt zu den Produzenten auf und nahm so fast die gesamte Wertschöpfungskette im Drogenhandel an sich. Wie immens die Gewinne sind, zeigt ein einfaches Beispiel: ein Gramm Kokain, das in Kolumbien (mit Gewinn!) für ca zwei Euro verkauft wird, kostet in Deutschland circa 80 Euro und ist zudem noch mehrfach gestreckt worden. Eine Studie in Zürich, bei der Drogenwerte im Abwasser gemessen wurden, ergab allein für die schweizer Stadt einen täglichen Verbrauch von einem Kilogramm Kokain. Für Berlin sind es sogar 2,4 Kilogramm Koks. Eine Hochrechnung, die aussagt, dass die ‘ndrangheta pro Jahr etwa 50 Milliarden nur mit dem Handel von Kokain verdient, ist vor diesem Hintergrund realistisch.
Die Mafia-Organisationen haben großes Interesse, dieses Geld für sich arbeiten zu lassen, um ihre Machtposition sichern zu können. Deshalb ist für sie die Geldwäsche extrem wichtig. Dafür gibt es vielfältige Möglichkeiten, angefangen von Scheinrechnungen und Profiten in Gaststätten, die nie angefallen sind, bis hin zu komplizierten Firmen-Geflechten und -Konstrukten, mittels derer die Herkunft von Kapital in Höhe mehrerer Millionen Euro verschleiert werden kann, bis diese Gelder am Ende in Fonds landen oder zum Aufkauf von Unternehmen und Beteiligungen an Firmen dienen. Dies ist auch deshalb gefährlich, weil sich so kriminelle und legale Wirtschaft untrennbar vermischen. Oftmals sind Ermittler nicht in der Lage, solche globalen Finanzoperationen und -ströme nachvollziehen zu können. Auch ist weiterhin ein Problem, dass Bargeld in Europa in Länder verschoben wird, wo es ohne lästige Nachfragen investiert werden kann. So werden Millionenbeträge oft in Koffern verpackt von Italien nach Deutschland gefahren.