Die ‚Ndrangheta im Norden. Der Fall von Buccinasco, erzählt von Nando Dalla Chiesa

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Am 29. Januar 2015 veranstaltete mafianeindanke e.V. und die italienische Buchhandlung in Berlin, Mondolibro, die zweite Präsentation mit Arbeiten des italienischen Soziologen Nando dalla Chiesa. Das vorgestellte Buch trägt den Titel Buccinasco. La ‚Ndrangheta al Nord „, Dalla Chiesa hat es gemeinsam mit Martina Panzarassa, Mitarbeiterin im Kurs für Soziologie der organisierten Kriminalität an der Universität von Mailand, geschrieben.

Seinen Ausgang nahm das Buch mit einer Diplomarbeit von Martina Panzarassa, die sich dem Vorkommen der Mafia in Buccinasco, einer Stadt im Mailänder Hinterland, genannt „Platí des Nordens“ widmet. Das Buch beschreibt eine bis dahin negierte oder verschwiegene Realität, nämlich die, dass die Mafia im Norden existiert.  Die Sicht, die Mafia existiere nur im Süden von Italien, war und ist manchmal noch das Leitmotiv der Intellektuellen, Politiker und gewöhnlichen Menschen in Italien. Auch wenn die Forschung einen regelrechten Kolonialisierungsplan der ‚Ndrangheta zur Besiedlung Norditaliens, vor allem der Kleinstädte, aufgezeigt hat. Dort, wo die Presse sich nicht besonders für das Thema interessiert, dort, wo eine Bombe an einer Baustelle oder in einem Geschäft keine Schlagzeilen macht.

Während das erste vorgestellte Buch, Das Antimafia Manifest, uns eine theoretische, konzeptionelle Orientierung für das Verstehen dieses Phänomens vermittelt, also eine Art Kompass, ist das zweite Buch empirischer Natur, eine Fallstudie mit mehr als 240 Seiten Analyse, mit Dokumenten und Interviews. Es wird gezeigt, wie die Mafia-Gruppen dieses Invasions-Projekt umgesetzt haben. Mit den Worten von Dalla Chiesa: „Es ist ein Prozess, soziologisch verstanden. Er besteht aus Übergängen, Phasen, embryonalen Niederlassungen, verstreute Festsetzungen der Mafia, Veränderungen der Verhaltensweisen, des operativen Vorgehens, Entwicklung von günstigen Variablen.“  Dieses Vorhaben zeigt sich auch in einem Gespräch zwischen zwei Bossen: „Merke Dir eine Sache: Die Welt ist in zwei Teile geteilt: Was Kalabrien ist und was es noch wird.“ 

Hier ist sie wieder, die Frage, die wir uns stellen: Was ist mit uns, was können wir tun? Ein guter Anfang wäre es, zu lesen, sich aktiv an der Regeneration jener von Dahrendorf beschriebenen sozialen Gesetzen zu beteiligen, die mit ihrem Erschwachen dazu beigetragen haben, jenes Vakuum zu schaffen, von dem unser Gegner zu profitieren wusste. 

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