Zwischen Fußballwetten und Kunstraub: Patrick Kluivert im Strudel der Anklagen, die ihn in die Nähe der Camorra rücken.

Kluivert Finale

Der amtierende Teammanager von Paris Saint Germain, Holländer Patrick Kluivert, befindet sich in einer heiklen Lage. Ihre Kernelemente: Fußballwetten, Mafia, Kunstdiebstahl. Was diese drei Dinge miteinander zu tun haben, wissen vor allem Kluivert und sein Anwalt, die sich jetzt in der Pflicht sehen, einen Sachverhalt zu erklären, der alles andere als simpel ist.

Aber gehen wir einen Schritt zurück. Zu der Zeit zwischen 2011 und 2012, als Kluivert noch Trainer des Teams Twente in der niederländischen Stadt Enschede war, soll er Wetten auf die Spiele seines eigenen Vereins abgeschlossen haben. Aufgrund dieser Aktivitäten, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht illegal waren, scheint Kluivert ungeheure Schulden angehäuft zu haben, die sich laut Indiskretionen auf 1 Mio € belaufen sollen. So soll der jetzige Teammanager des PSG in den Fängen einer kriminellen Gruppierung gelandet sein, die ihre Geschäfte mit Fußballwetten betrieben. Bis die niederländische Polizei im Februar fünf von dieser Gruppe verhaftete soll Kluivert wegen seiner Schulden intensiv erpresst worden sein. Ihm soll die Veröffentlichung einer Aufnahme angedroht worden sein, auf der er über seine Verschuldung spricht, was seiner Reputation in der Fußballwelt geschadet hätte.

Der Rechtsanwalt des Holländers, Gerard Spong, behauptet jedoch, dass sich sein Mandant in der Rolle des Opfers befindet: Der Ex-Trainer wurde im Prozess bisher tatsächlich nur in seiner Funktion als Zeuge aufgerufen.

Der Bericht wird aber erst besonders interessant, beleuchtet man eine andere Affäre Kluivert betreffend, die gerade Schlagzeilen macht. Dieses Mal lässt man die Welt der Fußballwetten hinter sich, nicht aber die des organisierten Verbrechens.

Aus den Stadien in die Museen: Patrick Kluivert hätte demnach eine wenn auch unbedeutende Rolle beim berühmten Raub der zwei Van Gogh-Gemälde „Strand von Scheveningen“ und „Kirche von Nuenen“ aus dem Van Gogh-Museum in Amsterdam 2002 gespielt. Die Gemälde wurden im September 2016 in Castellammare di Stabia, Dank der Mitarbeiter der Finanzwache aus Neapel und des Pool Anti-Camorra, im Zuge eines Einsatzes gegen einen lokalen camorristischen Klan, wiedergefunden. Sie befanden sich im Haus des bekannten Camorristen Raffaele Imperiale, eines wichtigen Drogendealers, der momentan in Dubai untergetaucht ist.

Der Handel mit Kunstgegenständen ist ein besonders gewinnbringender Markt für Kriminelle. Die Praktik ist alles andere als neu und wurde in der Vergangenheit auch von terroristischen Gruppen wie der irländischen IRA ausgeübt: Sie nennt sich „art-napping“ und besteht daraus, ein sehr wertvolles und deshalb unersetzliches Kunstwerk zu stehlen, um daraufhin mit dem Staat verhandeln zu können – eine Entführung nach allen Regeln der Kunst, nur mit einem Bild statt einem Menschen als Geisel. Man begreift sehr gut wie ein solcher Handel den Interessen der Camorra entgegenkommt. Der Dieb der beiden Van Gogh-Gemälde habe sie für 350.000 Euro an Imperiale verkauft.

Die Geschichte über den Diebstahl der gefeierten Van Gogh-Bilder und der Verwicklung von Kluivert ist einem Kriminalroman würdig. In diesem Fall soll Kluivert beschuldigt worden sein, dem Dieb der Gemälde, Octave Durham alias „The Monkey“, Unterschlupf in seinem Haus in Barcelona gewährt zu haben. Die beiden kommen ursprünglich aus demselben holländischen Viertel, einem Arbeiterviertel mit hoher Kriminalitätsrate. Und der Aussage eben jenes Durham zufolge war es dort, wo die beiden sich kennengelernt hätten: „Einer meiner Freunde war Patrick Kluivert. Er lebte in meinem Viertel in Amsterdam.Ich habe ihn in Barcelona wiedergetroffen und ihm gesagt, dass ich von der Polizei gesucht werde. Also sagte er zu mir: ‚Warum wohnst du in einem Hotel? Warum kommst du nicht zu mir nach Hause?‘. Damals spielte Kluivert für Barcelona. Während des Diebstahls soll Durham darüber hinaus seinen Hut verloren haben, was es für die Ermittler wesentlich leichter machte, mithilfe seiner DNA auf seine Identität zu schließen. Ein Unterschlupf kam ihm also sehr gelegen, um der Festnahme zu entgehen. Doch all das reichte nicht aus: Durham wurde von der spanischen Polizei im Dezember 2003 in Marbella aufgegriffen.

Kluivert weist heute alle ihn belastenden Anklagen zurück und kündigt gerichtliche Maßnahmen gegen die Aussage des Verbrechers an. „Kluivert mag ihn einige Male getroffen haben, jedoch hat er ihm nie Zuflucht gewährt. Durham ist nie in seinem Haus gewesen. Diese Aussagen sind reine Verleumdung und werden nicht ohne Konsequenzen bleiben.“, beteuert Kluiverts Anwalt, Gerard Spong. Dem holländischen Regisseur Vincent Verweij hingegen zufolge, der eine Dokumentation über genau diese Geschichte gedreht hat, gibt es andere Zeugen, welche die Aussagen Durhams bestätigen können. Darüber hinaus existiere eine originale Audiospur, welche ebenfalls zur Bestätigung beitragen solle.

In Erwartung der Antwort der Justiz befindet sich Kluivert jetzt in einem Studel von Anklagen, die ihn immer näher zur organisierten Kriminalität rücken. Welche Rolle er in dieser Geschichte spielte,muss noch von den zuständigen Behörden geklärt werden.